Ich weiß, was ich will!
Die Kunst, in heißen Konflikten einen kühlen Kopf zu bewahren.
I. Einleitung
Wir bewundern Menschen, denen es gelingt, in einem Konflikt einen klaren Stand-Punkt zu vertreten. Wir beneiden all jene, die erhobenen Hauptes in einen Streit hineingehen, den Kopf oben halten und sich selbstbe-Haupt-en können. Und denjenigen, die in Auseinandersetzungen Rückgrat zeigen und sich nicht unterkriegen lassen, zollen wir offen oder heimlich unseren Respekt. Die Worte Standpunkt, Selbstbehauptung und Rückgrat beziehen direkt auf unsere Körpersprache – unsere äußere Haltung. Wir wissen: Eine gewinnende Ausstrahlung hilft, eigene Interessen besser durchsetzen zu können. Wer seine Ziele auch gegen die Widerstände anderer Menschen erreichen will, der braucht Standfestigkeit und ein selbstsicheres Auftreten.
Doch leichter gesagt als getan. Ein selbstsicheres Auftreten kann man sich zwar vornehmen, aber wenn wir in einem Konflikt innerlich unsicher sind, trägt die vorgetäuschte äußerliche Selbstsicherheit nicht weit. Schon nach wenigen Sekunden bröckelt die Fassade - die Unsicherheit dringt nach außen und verrät sich unserem Konfliktpartner. Wer also einen klaren Standpunkt vertreten will, der muss zunächst seine innere Haltung klären. Ansonsten gerät er bei dem geringsten Widerstand des Gegenübers aus dem Gleichgewicht, gibt nach und fällt um. Wer sich gegen einen oder mehrere Kontrahenten behaupten möchte, der sollte sich im Vorfeld des Konflikts seiner Interessen und seiner Vorgehensweise bewusst geworden sein. Denn die Kunst der Selbstbehauptung setzt einen klaren Kopf voraus. Und Rückgrat in einem Streit können wir nur dann zeigen, wenn wir mit ganzem Herzen und tiefer Überzeugung zu unseren Wünschen und Zielen stehen.
Kurz und gut: Eine klare äussere Haltung ist der sichtbare Ausdruck einer klaren inneren Haltung. Nur wer in einem Konflikt innerlich strahlt, hat auch eine gewinnende Ausstrahlung und kann darüber die Konfliktpartner für die eigenen Ziele gewinnen.
Unser Buch „Ich weiß, was ich will“ setzt genau an diesem Punkt der inneren Selbstklärung an. Wir werden zeigen, wie wir uns mit Hilfe ganz gezielter Fragen auf einen Konflikt so einstellen können, dass wir selbstsicher und selbstgewiss in die Auseinandersetzung mit unseren jeweiligen Kontrahenten hineingehen können. Für die Beantwortung dieser Fragen benötigen wir mit etwas Übung nicht mehr als 5 Minuten. Die Antworten wiederum verhelfen uns - im wahrsten Sinne des Wortes - genau zu dem inneren Selbst-bewusst-sein, das wir für ein selbstbewusstes Auftreten und für die Durchsetzung unserer Ziele in einem Konflikt benötigen.
Mit anderen Worten: Statt auf Tipps und Tricks aus der Mottenkiste der Konflikt-Ratgeber setzen wir bei unserem Ansatz der respektvollen Durchsetzungsfähigkeit voll und ganz auf persönliche Autorität und Authentizität. Diese wiederum lassen sich nur durch Selbstklärung erwerben. Wenn „Ich weiß, was ich will“, kann ich auf ganz natürliche Art und Weise andere Menschen für mich und meine Ziele gewinnen. Und wenn ich mir meiner Wünsche und Bedürfnisse, aber auch meiner strategischen Vorgehensweise sicher bin, dann wird es mir in einem Konflikt auch gelingen, bei mir zu bleiben, statt außer mich zu geraten.
Im ersten Kapitel dieses Buches werden wir zunächst einmal zeigen, wie Auseinandersetzungen aus dem Ruder laufen können, wenn wir unsere innere Haltung nicht klären, sondern lediglich unseren Gewohnheiten und Automatismen folgen: Konflikte mutieren zu destruktiven Kämpfen mit Gewinnern und Verlierern. Darauf aufbauend werden wir in den folgenden Kapiteln - in Abgrenzung zur destruktiven Konfliktbewältigung - die wichtigsten Prinzipien einer respektvollen Durchsetzungs-Fähigkeit entwickeln. Im Gegensatz zum Gewinner-Verlierer-Modell des Kampfes gehört es zum Wesen der respektvollen Durchsetzungs-Fähigkeit, den Konfliktpartner nicht zu besiegen, sondern für sich zu gewinnen. Den Schwerpunkt legen wir dabei zwar auf die gedankliche Vorbereitung des Konflikts, aber wir werden auch die praktische Anwendung in dem Streit selbst vorstellen. Und wir werden differenzieren zwischen unterschiedlichen Hierarchie-Stufen: Ein Konflikt mit einem Partner, Freund oder Kollegen verlangt eine andere Vorgehensweise, als ein Streit mit einem Vorgesetzten oder einem Mitarbeiter.
Noch ein paar Sätze zur praktischen Anwendung dieses Buches. Wir haben ein Trainings-Handbuch geschrieben. Das bedeutet, dass sich bestimmte Fragestellungen sehr bewusst wiederholen werden. Aber genau das gehört zum Prinzip des Trainings: Festigung und Sicherung des Wissens durch Wiederholung. Statt Sie mit einer Fülle an Fakten und Informationen zu erschlagen, möchten wir Ihnen ganz praktische und einfache Möglichkeiten an die Hand geben, wie Sie Ihren Standpunkt klären und Ihre Ziele erreichen können. Weniger ist mehr, und das Wenige kann sich dann durch Wiederholung so bei Ihnen setzen, dass Sie es in Ihrem nächsten Konflikt praktisch anwenden können. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen und als Ergebnis viel Klarheit und Selbstbewusstsein für Ihre Konflikte.